Der begnadete österreichische Kabarettist ("heim.at", "Indien", "Dorfers Donnerstalk" uvm.) war gestern abend im Köstritzer Spiegelzelt Weimar zu Gast. Titel des Ganzen - "Wörtlich". Eine Lesung aus seinem gleichnamigen Buch, das z.B. das Drehbuch zu "Indien" und viele Stellen seiner Soloprogramme und der SZ-Kolumne zur Bundestagswahl 2005 enthält.
Auch wenn doch einige im Publikum sein Solomaterial noch nicht verinnerlicht hatten (Schande, sofort nachholen!) und auch nicht alle "Indien" kannten (Frevel!), aus dem er im ersten zwei Szenen vorlas - die, wo Herr Bösel herzhaft in sein Schnitzel beißt, während sein Kollege Fellner an einer Fantavergiftung (ab 3:30, im Film ist es "Cappy" und eine Wurschtsemmel) leidet und dann noch die Szene auf dem Klo in der Pension -, war die Stimmung doch prächtig. Ok, für "Indien" fehlt natürlich Hader als Sprechpartner ("Herr Fellner... mochats ihnan wos aus, wauns für 5 minuten de Pappen hoiten?"), auch litten einige Stellen an der Simultan-Transponierung ins Hochdeutsche - aber das war schon große Klasse.
Noch "klassiger" - diesen kleinen Scherz darf ich mir hier mal in der Stadt der Klassik erlauben - wurde es nach der etwas sehr zeitig angesetzten Pause. Hier folgten nach etwas Westerwelle/Merkel-Bashing (großartige Stimmung!) und einem Ausflug in die Untiefen der Beschaffungskriminalität bei der österreichischen Luftwaffe die besten Stellen aus "heim.at". Schließlich kann sich jeder etwas unter Griechenlandurlaub vorstellen, bei dem ein pinkfarbener Engländer nach 10 Stunden am Strand zusammen mit seiner angebackenen Luftmatratze weggetragen wird. Der freie Vortrag dieser Stellen - nach ein paar Hundert Aufführungen sitzt das einfach *g* - tat dem ganzen Programm auch sehr gut, nach der auf ein besinnliches Ende zulaufenden Zugabe (wieder aus "heim.at") war nach etwa 2 Stunden Schluss.
Herr Dorfer, das hat auf jeden Fall Appetit auf mehr gemacht - kommen Sie dochmal häufiger hier vorbei. Herr Hader und Herr Düringer sind auch herzlichst eingeladen - und bitte, bitte - wir verstehen Wiener Schmäh, wir brauchen keine Simultanübersetzung ins Hochdeutsche.
1 Kommentar:
Alfred Dorfer war mir bisher, ehrlich gesagt, gar kein Begriff. Ist ja aber auch kein Wunder, wenn man einige tausend (mindestens jedoch einige hundert) Kilometer von Kultur entfernt wohnt.
"Indien" besorge ich mir auf alle Fälle mal...
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