Montag, 26. September 2011

Ich bin stolz auf meine Erfurter.

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Damit der 84jährige Bischof von Rom (Martin Debes von der TA nennt ihn “der Gebenedeite”) nicht vorzeitig ablebt, war die ganze Innenstadt abgeriegelt und folgerichtig verwaist. Niemand traute sich ob des massiven Polizeiaufgebots und der bewusst unklaren Vorabinformationen (“Sperrzone”, “Sicherheitszone”, “Kontrollzone”, “Zugangsschleusen”) auf die Straße. Neugierig war man zwar hier und da, ehrlich begeistert aber nicht. Die “Willkommen, Papst Benedikt”-Plakate in manchen (wenigen) Geschäften wurden auch eher milde belächelt. Dadurch, dass die Schule ausfiel, man nirgendwo auf der Straße parken konnte, die Fenster und Balkone an der Strecke unter Lebensgefahr nicht öffnen durfte und das Wetter gut war, sind sowieso sehr viele Familien zu einem Wochenendurlaub oder ins Gartenhäuschen aufgebrochen. Es war auf jeden Fall noch nie so still – annähernd so still war es höchstens zur totalen Sonnenfinsternis 1999. Wenn man mit den Leuten vorher ins Gespräch kam, zeichnete es sich bereits ab, wieviel sie vom Besuch bzw. vom Aufwand deswegen hielten:

“In der ganzen Stadt sind die Bürgersteige kaputt, ich komme da kaum mit meinem Rollator drüber. Aber für den Besuch von dem ollen Affen machen die jetzt so einen Zirkus und bezahlen 10 Mio.?” - Originalzitat einer alten Dame in der Nähe des Theaters

Ich hoffe, dass sich Josef Ratzinger das Bild gut einprägt, als er Freitagmittag am Dom zu Füßen das gekreuzigten Jesus stand und auf das bescheidene Häuflein der 30-40 JubelperserZuschauer blickte, die sich auf dem riesigen Domplatz eingefunden hatten. Oder als er an der fast menschenleeren Straße vom Flughafen vorbeigefahren wurde und später auf dem Weg zum Augustinerkloster.

Exakt das halten wir Erfurter von nämlich ihm. Nicht so sehr wegen seines Amts, sondern wegen seiner reaktionären Weltsicht.

“Wir glauben eben nicht so sehr, wir denken.” – im Cafe aufgeschnappt

Den Besuchten wurde eben keine Ehre durch den “hohen” Besucher erwiesen, wie unser Erzbischof Wanke (übrigens ein kluger Mann, der den vatikanischen Ansichten wenig abgewinnen kann) aufmunternd formulierte, wenn sie dafür 4 Tage lang mit bizarr anmutenden Einschränkungen ihres Lebens traktiert werden. Und - viel wichtiger - in seinen dürren Reden nichts, aber auch wirklich gar nichts Fortschrittliches zu hören ist, sondern der anfänglich wohligen Einlullung eine handfeste Ohrfeige folgt.