Mittwoch, 21. Januar 2009

Bernd das Brot entführt!

Na, wer sagts denn, das in dieser Stadt nichts los ist - die Bernd-Skulptur neben dem Erfurter Rathaus ist heute morgen von Sympathisanten des "Besetzten Hauses Erfurt" zum Auftakt ihrer Aktionswoche entführt worden. Das Entführungsvideo findet sich natürlich auf youtube:

Das das ganze auch einen ernsten Hintergrund hat, soll aber nicht verschwiegen werden. Die alte Industriebrache des Auschwitz- und Buchenwald-Krematorienherstellers "Topf & Söhne", für die sich jahrzehntelang kein Schwein interessiert hat, ist unter der jahrelangen städtischen Notverwaltung zu einem Zentrum der alternativen Kultur gewachsen. Und nun soll sie vom neuen Investor abgerissen werden, damit dort ein "Wohn- und Gewerbegebiet" entsteht (Wer will dort in der Ecke eigentlich wohnen - für Geld meine ich?). Für den 22.1. ist jedenfalls die Räumung angekündigt.... "I smell a sitcom."[tm].

PS: Entlang der Erfurter Bahngleise gibt es übrigens noch andere riesige Flächen, die für Investoren und Besetzer genauso interessant sein könnten - bspw. zwischen Thomasstraße und dem Bahndamm. Vielleicht setzen sich ja aber die Stadt und die Besetzer auch mal in bester gewaltfreier Tradition zusammen und überlegen, wie man einen teuren und gewaltsamen Polizeieinsatz (in bester Tradition der Thüringer Bereitschaftspolizei) vermeiden kann und ein großes, permanentes und legales Ausweichquartier auf einer der vielen Erfurter Brachen bereitsstellen könnte. Wäre vielleicht ein erster Pluspunkt seiner bisherigen Amtszeit, wenn das OB Bausewein sowas hinbekäme, ohne die Hausbesetzer in eine rechtliche Zwangsjacke (aka "Verein") zu stecken.

Ansonsten: Liebe Besetzer, eine Vereinsgründung ist nicht der Untergang der Welt der linken Ideale.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Immer diese radikal-Verweigerer ;-) Ohne Vereinsgründung gäbe es hier in Bochum nicht das Kulturzentrum Bahnhof-Langendreer. Ein 1908 erbauten denkmalgeschützten Empfangsgebäude des Bahnhof Langendreer. 1982 von der Bahn geschlossen, dem Verfall ausgesetzt und zum Abriss vorgesehen, erreichte 1984 ein Bündnis von BürgerInnen aus Langendreer, Teilen der Bochumer Fabrikbesetzerszene und dem Städte­bauministerium NRW, dass das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde. Die Stadt Bochum erwarb es von der Bahn und überließ es der „Initiative Bahnhof Langendreer e. V.“ zum Umbau und zur Nutzung als soziokulturelles Zentrum. 1986 wurde es eröffnet und seitdem brummt der Laden, politisch und monetär ;-)

wiefrueher hat gesagt…

Da war ich sogar schonmal drin und hab mir das "14 Tage im Leben einer Stunde. Oder: Ein Abend in Holz" von Jochen Malmsheimer angeschaut :)

Hier in Erfurt hat die Stadt aber bisher nur ein etwas abgelegenes und vor allem kleines Gebäude (alte Schlosserei) als Ersatz zur Verfügung stellen wollen, insofern kein Vergleich zu ein paar echten Industriehallen.